Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schlesien unter Oesterreich.
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Kaiser standen, sollen die evangelischen Grafen, Freiherren und Adli-
gen nebst ihren Unterthanen ihren Gottesdienst in der Nachbarschaft
und außerhalb Landes suchen dürfen. 3) In jeder der drei Städte
Schweidnitz, Jauer und Glogau sollen die Evangelischen eine Kirche
außerhalb der Stadtmauern erbauen dürfen. Das stnd die 3 Frie-
denskirchen. Sie durften aber nur aus Bindwerk aufgeführt und
mit Lehm durchflochten werden. Auch sollte man das Kleibwerk ja
nicht so dick auftragen. Dieser kaiserliche Befehl wurde wahrschein-
lich treulich beachtet; denn nach 2 Jahren fiel die Glogauer Kirche
wieder ein und mußte neu gebaut werden. Nach Erbauung der
Friedenskirchen aber schickte sich der Kaiser Ferdinand Iii. an, sämmt-
liche übrige evangelische Kirchen in den unmittelbaren Fürstentümern
wegzunehmen. Die Zahl derselben, von denen sicher erwiesen ist,
daß man sie gewaltsam genommen hat, beträgt 628.
2. An den meisten Orten fügte man sich m demüthiger Geduld
der Gewalt. Anderwärts aber ging die Wegnahme der Kirchen nicht
so leicht. Als die kaiserlichen Abgeordneten nach Freiburg kamen,
fanden sie die Kirche mit Frauen und Kindern umstellt. „Diese
haben uns (so berichten die Kommiffarien an den Kaiser) aus vol-
lem Halse mit dem lästerlichen lutherischen Liede: Erhalt' uns, Herr,
bei deinem Wort, empfangen und angeschrieen." Auf dem Ringe
waren die Bürger versammelt. Als die beiden evangelischen Geist-
lichen vorgefordert wurden, folgte ihnen eine große Menge Volks,
Männer, Frauen und Kinder, die man nur mit Mühe von der
Wohnung der Kommissarien abhalten konnte. Erst am folgenden
Tage gelang es, mit Hilfe von 40 Musketieren und 10 Reitern,
die Kirche zu nehmen. In Stabelwitz bei Breslau stellten sich die
Bauern mit Heugabeln, Dreschflegeln und dergl. um die Kirche.
3 Kompagnien Soldaten rückten heran und nahmen die Kirche mit
Sturm. Mehrere Bauern wurden todtgeschossen, viele verwundet.
3. Für den großen Verlust boten die 3 Friedenskirchen einen nur
geringen Ersatz. Zu diesen gingen, ritten oder fuhren die Evange-
lischen mehr als 10 Meilen weit. Vor und in der Friedenskirche
zu Schweidnitz fanden sich nicht selten gegen 10,000 Menschen ein.
Hunderte von Wagen standen um die Kirche herum. Fleißig besucht
von den Schlesiern wurden auch die Kirchen in den lausitzischen und
brandenburgischen Grenzorten. Wie sehr beschämen unsere Väter
viele Evangelische unserer Tage, welche die schönen Gottesdienste des
Herrn verachten, obgleich ihnen der Besuch der Kirchen so leicht ge-
macht ist! — Die Bedrückungen der Vorfahren wurden noch härter.
Ein kaiserlicher Befehl verbot sogar den Besuch auswärtiger Kirchen
und den Gesang lutherischer Lieder (nämlich: „Ein' feste Burg ist
unser Gott!" — und: „Erhalt' uns, Herr, bei deinem Wort").
Wenn der Sonntagmorgen anbrach, machten sich Jesuitenschüler hin-
aus auf die Kirchwege, lauerten auf die Kirchgänger und trieben sie,
selbst mit Gewalt der Waffen, zurück.
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Extrahierte Personennamen: Jauer Ferdinand_Iii Ferdinand Jesuitenschüler
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Blicke in die Vergangenheit Schlesiens.
Schlesien wird preußisch.
(1740—1742.)
12. Wie Friedrich d. Gr. in Schlesien empfangen worden ist.
1. Die ersten Schlesier vor dem König. Es war im
Dezember 1740, da rückte König Friedrich I!. von Preußen mit sei-
nem Heere in Schlesien ein. Er wollte die Erbin der österreichischen
Lander, Maria Theresia, zur Abtretung der schlesischen Fürstentümer
nöthigen, auf welche schon seine Vorfahren gerechte Ansprüche gemacht
hatten. An der Grenze nahten sich ihm 2 Abgesandte der Evange-
lischen der Stadt Glogau. Sogleich ließ er seine Wagen halten;
und die Abgesandten traten ehrfurchtsvoll heran. Sie baten den
König, er möge doch die Gnade haben und die Stadt Glogau
nicht von der Seite angreifen, wo ihre evangelische Kirche üünde.
Der österreichische Befehlshaber der Stadt würde sie sonst auf jeden
Fall niederbrennen lassen, damit sie von den Preußen nicht bei der
Belagerung der Festung benutzt werden könne. Und der König er-
wiederte ihnen freundlich: „Ihr seid die ersten Schlesier, die mich
um eine Gnade bitten: sie soll euch gewährt werden!" Auf der
Stelle wurde nun ein reitender Bote an den Kommandanten von
Glogau abgefertigt, der mußte diesem das Versprechen des Königs
mittheilen; und die Kirche blieb verschont. — Solche Freundlichkeit
war den Evangelischen in Schlesien von ihren bisherigen österreichi-
schen Landesherren freilich nicht zu Theil geworden. Sie empfingen
darum den König Friedrich mit Freuden und wurden gern Preußen.
2. Die Preußen vor Grünberg. Ein lustiger Vorfall er-
eignete sich in Grünberg. Die Preußen fanden die Thore der Stadt
verschlossen. In der Rathsstube saßen Bürgermeister und Rathmänner
in feierlicher Amtstracht mit großen Perrücken an einem langen Tische.
Da trat ein preußischer Offizier ein und forderte im Namen seines
Königs die Schlüssel-der Stadt. Der Bürgermeister erwiderte, er
dürfe sie nicht geben. Der Offizier drohte, daß man dann die Thore
sprengen und mit der Stadt übel verfahren werde. Der Bürger-
meister zuckte mit den Achseln. „Hier auf dem Rathstische liegen die
Thorschlüssel," sprach er; „ich werde sie ihnen nicht geben. Wollen
sie sie aber selbst nehmen, so kann ich's freilich nicht hindern." Der
Offizier lachte, nahm die Schlüffe! und ließ die Thore öffnen. Die
Preußen rückten ein. Jetzt sollte der Bürgermeister die Stadtschlüffel
wieder abholen lassen. Aber wiederum weigerte er sich standhaft.
„Ich habe die Schlüssel nicht weggegeben," sagte er, „ich werde sie
auch nicht holen oder annehmen. Will der Herr General sie wieder
auf die Stelle hinlegen lassen, von der sie weggenommen worden, so
kann ich freilich nichts dagegen haben." Der General meldete den
Vorfall dem Könige zu dessen großem Ergötzen. Dieser befahl, daß
eine Abtheilung Soldaten unter Musik und Trommelschlag, voran
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_d Friedrich Friedrich_I Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich